César Franck, 1822–1890 Choral Nr. 1 E-Dur aus: Trois Chorals pour Grand Orgue (1890) Martin Lücker Rieger-Orgel der St. Katharinenkirche, Frankfurt am Main In seinem Todesjahr 1890 schrieb César Franck die bekannten „Drei Choräle für Orgel“. Die Kompositionsform „Choral“ ist Francks ureigene Schöpfung, in der er sinfonische und polyphone Elemente miteinander verschmilzt; „Choral“ nannte er diese Werke, weil er allen dreien choralartige, gesangliche Themen zugrunde legte. Der eigentliche „Choral“ des E-Dur-Werkes steht nicht gleich am Beginn, sondern wird durch eine melodisch weit ausschwingende Einleitung vorbereitet. Beide Elemente – Einleitung und Choral – werden daraufhin variiert, und die Variation der Einleitung vertraut Franck dem Trompetenregister des Schwellwerks an, dem er immer wieder seine schönsten melodischen Eingebungen widmete. Eine instrumentales Rezitativ leitet über zu einem Gedanken in e-moll. Mit ihm ist die Vorstellung der unterschiedlichen Themen des Werkes abgeschlossen. In „sinfonischer“ Durchführungstechnik läßt Franck Bruchstücke aller Themen auf einen triumphalen Schluß hindrängen, in dem der „Choral“ sich im Fortossimo der Orgel zu hymnischer Kraft erhebt.